Bericht von Susi Weber: Ein Krimi hätte nicht spannender sein können: Im 24. und letzten Duell entschied sich der Wettbewerb zwischen der TG Wangen-Eisenharz und dem TSV Unterföhring beim Stand von 34:35 mit drei Scorepoints für Julian von Kirn zugunsten der Allgäuer. Der Jubel über das 37:35 war grenzenlos. Mit dem Sieg einher geht, dass der TG Wangen-Eisenharz einen Wettkampftag vor Saisonende ein Platz unter den beiden Besten der dritten Bundesliga Süd nicht mehr zu nehmen und die Relegation für die Aufstiegskämpfe gesichert ist. |
30:70 – so schätzte TG-Mannschaftsführer Robert Teiber die Siegchancen der Allgäuer noch vor Wettkampfstart ein. Wie seit eh und je turnt bei der TG bekanntlich kein bezahlter Gastturner, macht man sportlich alles mit jenem, was man hat: den Turnern aus den eigenen Reihen und dem eigenen Nachwuchs. „Zwei Matchbälle“ machte TG-Betreuer Guido Stadelmann am vergangenen Samstag in der Ebnethalle aus: „Wir brauchen entweder heute oder beim letzten Wettkampftag den Sieg, um tatsächlich in die Relegation zu kommen.“ Klar war: Einer der drei Aspiraten – neben Wangen/Eisenharz und Unterföhring auch die parallel turnende TG Allgäu – wird an diesem Vorhaben scheitern.
Zunächst lief es bei der TG Wangen/Eisenharz trotz recht voller Halle nicht gerade nach Plan. Ein 1:6 am Boden gehört doch zu den eher selteneren Erscheinungen, am Pferd machte Wangen/Eisenharz – auch durch einen überragenden Moritz Mittmann mit einer sehr starken Übung - mit einem 10:5 dann wieder Boden gut. Der 11:11-Gleichstand ging aber bei den alles andere als gut verlaufenden Übungen an den Ringen auch schnell wieder verloren: Null Punkte Wangen, neun für Unterföhring führten zu einem 20:11-Vorsprung der Münchener.
Ausgerechnet der Sprung, bekanntlich nicht gerade die Allgäuer Vorzeige-Disziplin, brachte dann aber eine Vorentscheidung, die – auch das muss gesagt sein – auch mit dem Pech der Unterföhringer zu tun hatte. Erst einmal schaffte Felix Kimmerle mit der besten Endnote des Tages für die Heimmannschaft überhaupt zwei Punkte. Im letzten Sprung-Duell verletzte sich Florian Bircks von der TSV Unterföhring bei einer missglückten Landung: erste Diagnose: Wadenbeinbruch, Ende des Wettkampfs. Dies sollte im weiteren Verlauf noch eine entscheidende Rolle spielen. Erst aber einmal strich Manuel Drechsel vier Punkte ein. Das 6:8 am Sprung bedeuteten ein 17:28 in der Zwischenwertung.
Dann der Barren. „Das wird ein spannender Vergleich“, meinte Andreas Schneider, der den Wettkampf gemeinsam mit Bernd Stadelmann fachkundig moderierte und auch immer wieder vom fünften Wettkampftag und dem Duell zwischen Unterföhring und der TG Allgäu berichtete, bei dem die Turner aus der Münchener Vorstadt lange Zeit vorne lagen und sich am Ende mit einem Unentschieden zufrieden geben mussten. Schneider sollte Recht behalten. Moritz Mittmann holte drei, Felix Kimmerle einen Punkt, im Anschluss der für Unterföhring startende Daniel Zander wieder vier. Und dann kam Manuel Drechsel, der gegen den Florian Bircks-Ersatz Christoph Eiglmeier antreten musste, der wiederum das Gerät nicht eingeturnt hatte. Als die „Zehn“ auf der Wettkampfwand zugunsten Wangen/Eisenharz auftauchte, die die Differenz der beiden Übungen in Zahlen fasste, brandete Stimmung auf. Nur noch 31:32 aus Wangener Sicht! Wer hätte das zuvor gedacht?
Felix Kimmerle schaffte mit seiner Übung am Reck dann sogar den Gleichstand, Pablo Marin Ogalla für die Unterföhringer danach wieder einen Drei-Punkte-Vorsprung, den Elias Ruf wieder auf einen Punkt verkürzte. Alles hing beim Stand von 34:35 nun von Julian von Kirn ab. „Ich habe mir die Übung meines Gegners gar nicht angesehen, so geturnt wie immer“, sagte der 18-Jährige aus Gestratz im Nachhinein. Eine gute Taktik. Und was für ein Finale! Das Team stand, wie schon zuvor, Arm in Arm und wartete auf die Wertung. Fäuste flogen gen Himmel, Mannschaftsführer Robert Teiber fasste sich fassungslos ins Gesicht, als die „drei“ für Wangen/Eisemharz aufploppte: Heimsieg, das Relegationsturnen definitiv gesichert – unfassbar! „Wir hatten eine bärenstarke zweite Halbzeit und haben kaum mehr Fehler gemacht“, bilanzierte Mannschaftsbetreuer Guido Stadelmann später. Ja, auch die Verletzung Bircks und der „Zehner“ für Wangen hätten eine Rolle gespielt: „Ich glaube aber auch, dass die Unterföhringer den schmelzenden Vorsprung des vergangenen Wochenendes im Hinterkopf hatten und nervös wurden. Das hat uns in die Karten gespielt.“ Egal: „Matchball eins“ wurde verwandelt. Und definitiv steht jetzt schon fest: Die TG Wangen/Eisenharz hat ihre bislang beste Platzierung überhaupt erkämpft. Geprägt wurde der Wettkampftag durch ein sehr faires Miteinander der beiden Mannschaften, die teilweise auch (am Studienort Innsbruck und in Unterföhring) gemeinsam trainieren.
Der letzte Saisonwettkampf der TG Wangen/Eisenharz wird am 11. November in der Wiggensbacher Panoramarena, Jugendstraße 10, gegen den derzeitigen Zweitplatzierten TG Allgäu ausgetragen. Es gibt auch einen Live-Stream. Gegen wen und wo das Relegationsturnen am letzten November-Wochenende stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest.
Auf dem Foto feiern die Turner und Betreuer Julian von Kirn nach Bekanntgabe des Endergebnisses.