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Turner verpassen Sensation

 

Die Turngemeinschaft Wangen/Eisenharz verpasste beim Aufstiegsfinale am vergangen Samstag die große Sensation. Im Aufstiegsduell zur zweiten Bundesliga unterlagen die Allgäuer dem favorisierten GymTeam Metropole Ruhr trotz einer sehr guten Vorstellung mit 22:47 und werden damit auch im nächsten Jahr in der 3. Bundesliga an den Start gehen. Die Turner und die mitgereisten Fans feierten dennoch die bislang erfolgreichste Saison.

Die Favoritenrolle im Duell zwischen dem Meister der 3. Liga-Nord und der TG war klar verteilt. Das Team aus dem Ruhrgebiet hatte in der regulären Saison bereits deutlich mehr Punkte erturnt und hatte sich zudem extra für den Aufstiegswettkampf noch mit dem ägyptischen Nationalturner Ahmed Elmaraghy verstärkt.

Es war klar: Ruhr wollte unbedingt in die 2. Bundesliga aufsteigen. Ersatzgeschwächt dagegen ging die TG Wangen/Eisenharz in den Wettkampf: Ringespezialist Nico Steinhauser fehlte noch verletzt (er nahm dafür am Kampfrichtertisch Platz) und Elias Ruf konnte wie schon beim letzten Vorrundenwettkampf lediglich am Pauschenpferd eingesetzt werden. Das Team hatte sich als Ziel gesetzt, mehr Punkte zu machen als beim letzten Wettkampf gegen die TG Allgäu, als aus Sicht der TG Wangen-Eisenharz ein 14:64 zu Buche stand, das letztlich die TG Allgäu zum Meister der dritten Liga Süd machte.

Da in Monheim beide Aufstiegswettkämpfe parallel stattfanden (im zweiten Duell unterlag die TG Allgäu dem TuS Vinnhorst 2 nach hartem Kampf mit 28:37) musste das Los entscheiden, welches Duell in der klassischen olympischen Gerätereihenfolge durchgeführt und welches Duell am Sprung begonnen wurde. Unglücklicherweise musste Wangen/Eisenharz den Wettkampf gegen Metropole Ruhr am ungeliebten Sprung beginnen. Die Turner zeigten am traditionell schwächsten Gerät allerdings ansprechende Leistungen, Manuel Drechsel punktete im letzten Duell. Felix Kimmerle zeigte einen starken Tsukahara mit Schraube, mit dem er dem ägyptischen WM-Teilnehmer sehr nahe kann und nur einen Scorepunkt abgeben musste. Mit 8:2 ging das Gerät insgesamt dennoch deutlich an die Turner aus dem Pott. Am Barren schnupperten die TG‘ler an den ersten Gerätepunkten. Eine überragende Leistung zeigte Pascal Schober, der für seine schwierige Übung die Tageshöchstwertung in der Holmengasse erzielte und sensationell sogar 4 Scorepunkte gegen den Ägypter Elmaraghy erturnte. Durch zwei unnötige Patzer der Allgäuer ging das Gerät am Ende dennoch mit 7:4 an Metropole Ruhr. Am Reck turnten die TG-Turner solide, den deutlich schwierigeren und sehr sauberen Übungen ihrer Gegner hatten sie jedoch nur wenig entgegen zu setzen. Immerhin gelang es Manuel Drechsel, zwei weitere Scorepunkte für sein Team zu ergattern. Damit ging es beim Stand von 8:27 in die Pause.

Die zweite Wettkampfhälfte sollte die Ausgeglichenere werden. Auch wenn nicht alle Turner fehlerfrei durch ihre Übungen am Boden kamen, konnte die TG Wangen/Eisenharz dieses Gerät für sich entscheiden. Finn Ruchti und Manuel Drechsel steuerten je 3 Punkte zum 6:4-Gerätesieg bei. Am Pauschenpferd kam keine der beiden Mannschaften fehlerfrei durch ihr Programm. Die höheren Ausgangswerte entschieden das Gerät schlussendlich knapp für die Turner aus dem Ruhrgebiet. Auf Seiten der TG Wangen/Eisenharz sorgte Felix Kimmerle für Begeisterung und weitere 4 Scorepunkte: erstmals in dieser Saison riskierte er am Ende der Übung einen Abgang durch den Handstand und erturnte sich so seine höchste Saisonwertung am Zittergerät. An den Ringen ließen die Turner aus dem Ruhrgebiet nichts mehr anbrennen. Die Allgäuer zeigten eine geschlossen starke Mannschaftsleistung, hatten aber den schwierigen Übungen der Ruhr-Turner insgesamt zu wenig entgegen zu setzen. Felix Kimmerle profitierte von einer verturnten Übung seines Gegners und holte zusätzliche 4 Punkte. Am Ende siegte das GymTeam Metropole Ruhr mit 47:22 und sicherte sich so den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Direkt im Anschluss gab es dann noch ein weiteres Novum in der Bundesligageschichte der TG Wangen/Eisenharz: im Sudden Death zwischen den unterlegenen Mannschaften aus dem Allgäu wurde entschieden, welches Team im Falle es eines zusätzlichen freien Platzes erster Nachrücker in Liga 2 sein würde. Sudden Death bedeutet, dass sich jedes Team ein Gerät aussuchen darf, an dem je ein Duell ausgetragen wird. Sieger ist das Team mit mehr Scorepunkten aus den zwei Duellen. Die TG Allgäu durfte (bzw musste) als erstes Team ein Gerät wählen und schickte Michael Urbin ans Reck. Dieser lieferte eine nahezu perfekte Übung ab, für die er die höchste Reckwertung eines deutschen Turners an diesem Tag erhielt. Die TG Wangen/Eisenharz entschied sich, Manuel Drechsel ins Duell zu schicken. Auch er zeigte keinerlei Nerven und eine nahezu fehlerfreie, wenn auch etwas einfachere Übung am Königsgerät. Am Ende lautete das Ergebnis 2 Scorepunkte für die TG Allgäu. Nun musste die TG alles riskieren und wählte ihrerseits das Pauschenpferd für das zweite Duell – in der Hoffnung, dass der bis dahin überragende Oskar Kirmes (finnische Nationalturner im Dress der TG Allgäu) seine Übung nicht durchturnen könnte. Doch Kirmes zeigte eine perfekte Übung, holte 5 Scorepunkte im Duell mit Moritz Mittmann und ließ sich anschließend von seinem Team feiern. Damit ist die TG Allgäu erster Nachrücker in Liga 2, sollte aus den ersten zwei Ligen ein Verein seine Mannschaft für die nächste Saison abmelden.

Die Turner der TG Wangen/Eisenharz waren trotz der verpassten Chance auf die Sensation sehr zufrieden mit der langen Saison. Auch wenn ein Aufstieg in die 2. Bundesliga historisch gewesen wäre, ist allen klar, dass dies sportlich eine kaum lösbare Aufgabe bedeutet hätte. So freuen sich die Turner auf eine erneute Saison in der 3. Bundesliga mit hoffentlich ähnlich vielen Siegen wie in 2023.