Bericht und Bild von Susi Weber (Schwäbische Zeitung) Auf dem Papier sah die Aufgabe schwer aus: Mit der WTG Heckengäu (WTGH) kam der Zweitplatzierte und ein Aufstiegsaspirant der dritten Bundesliga Süd in die Ebnethalle. Doch das Team reiste ohne den Erkrankten Manu Tschur und Lovis Spiess ins Allgäu. Und beim Einturnen verletzte sich überdies mit Adrian Dudev ein weiterer Leistungsträger. Die Zuschauer erlebten bis zum vorletzten Gerät einen mehr als spannenden Wettkampf, der dann am Reck allerdings einen eindeutigen Sieger mit sich brachte. Mit Jakob Teiber, Nico Steinhauser und Julian von Kirn liefen gleich drei Debütanten in der Mannschaft der TG Wangen/Eisenharz auf – und alle drei kamen zum Einsatz. Erstmals konnte ein Heimwettkampf wieder vor Publikum ausgetragen werden. |
Diszipliniert nahmen die rund 100 Zuschauer nach Kontrolle der 3G-Regeln am Eingang und mit Mundschutz während des gesamten Wettkampfes auf der Tribüne Platz. Sie erlebten, auch wenn das Ergebnis am Ende eine andere Sprache spricht, einen fesselnden und mitreißenden Wettkampf, bei dem die heimische TG zeitweise noch auf ein 23:24 heran kam ist und die Sensation greifbar schien. Das letzte Duell am Barren und das Reck rückten das Geschehen aber dann doch zurecht.
Die TG Wangen/Eisenharz begann stark am Boden. Pascal Schober schaffte in seiner ersten Saison am Boden ein Unentschieden, Manuel Drechsel gegen Philipp Lutz, den Topscorer des Tages, drei Scorepoints. Nach einem 0:3 von Elias Ruf gegen den besten Bodenturner der WTGH, Niccolo Spiess, war es Finn Ruchti, der mit seiner Übung ein 6:3 und damit die ersten Gerätepunkte für die Lokalmatadoren klar machte. Erstmals wurde von allen Turnern Doppelsalti gezeigt und auch gestanden – ein Zeichen für die Weiterentwicklung der Turner und ihrer Steigerung der Schwierigkeiten.
Eine grandiose Übung brachte Pascal Schober auch am Pauschenpferd – und musste die Punkte dennoch Philipp Lutz überlassen. Einzig Elias Ruf holte an diesem Gerät Scorepoints. Ein knappes 3:4 hieß andererseits auch: zwar knapp, aber dennoch verloren. Deutlicher sah es an den Ringen aus, bei dem die Newcomer Jakob Teiber (16 Jahre) und Nico Steinhauser (19 Jahre) ihren Einstand in der dritten Bundesliga feierten. Überzeugen konnte Elias Ruf. „Eine seiner stärksten Ringe-Übungen“ kommentierte Hallensprecher Andreas Schneider nach Rufs Abgang. Mit einem knappen 13:15-Rückstand ging es in die Pause.
Am Sprung, dem traditionell schwächsten Gerät der Allgäuer, konnte der Rückstand mit einem 1:9 einigermaßen in Grenzen gehalten werden. Auffällig: Der 16-jährige Julian von Kirn, der dritte Debütant, schaffte neben dem exakt gleich starken Manuel Drechsel die beste Endnote in den Reihen der TG. Gegenüber der WTGH blieb die TG Wangen/Eisenharz allerdings chancenlos. Wer dachte, dass der Wettkampf damit bereits gelaufen ist, fühlte sich getäuscht. Elias Ruf, Pascal Schober und Manuel Drechsel turnten am Barren sehr stark und holten Punkt für Punkt. 23:24 lautete der Stand, als sich Hannes Müller am Barren in die Höhe hievte. Nur: Sein Tag war es dieses Mal nicht. Weder am Barren noch am Reck.
Überhaupt war am Königsgerät bei den Turnern der TG Wangen/Eisenharz die Luft raus. Mithalten konnte lediglich Elias Ruf, der dann auch hinter Philipp Lutz (20 Punkte) zweitbester Topscorer wurde und mit seinen 13 Punkten immerhin die Hälfte aller Punkte der Heimmannschaft holte. Mit einem 26:46 feierten die Gäste ihren vierten Sieg im vierten Wettkampf, während sich die TG Wangen/Eisenharz zum zweiten Mal geschlagen geben musste und derzeit Tabellenletzter ist.
„Es ist deutlicher ausgegangen, als es hätte sein müssen“, sagte TG-Mannschaftsführer Guido Stadelmann. Und: „Die Chancen, die sich geboten haben, haben wir nicht genutzt.“ Während die TG Wangen/Eisenharz bei ihren hochkarätigeren und schwierigeren Übungen immer wieder Fehler in entscheidenden Momenten machte, setzte die WTG Heckengäu auf Nummer sicher – und brachte sich damit durch. Zufrieden zeigte sich Stadelmann mit seinen Debütanten: „Man hat ihre Nervosität gemerkt. Das ist aber ganz normal. Sie haben gezeigt, dass sie mithalten können.“ Allesamt konnten sie, da zum erweiterten Bundesliga-Kader der TG Wangen/Eisenharz gehörend, auch während des Lockdowns in Wangen weiter trainieren: „Da hatten es unsere Studenten schwieriger.“ So stiegen beispielsweise Elias Ruf und Manuel Drechsel erst Anfang Mai wieder ins Training ein. Ziel ist im Übrigen auch in der neunten Dritte-Bundesliga Saison wieder der Klassenerhalt. Nachdem die Duelle gegen die beiden Tabellenführer Ludwigsburg und Heckengäu nun abgehakt sind, am 10. Oktober der Auswärtswettkampf gegen den TV Bühl ansteht, wird am 16. Oktober, 16 Uhr, der derzeit Drittplatzierte, die TSG Backnang, in Wangen zu Gast sein. Danach folgen mit Unterföhring und Grötzingen/Karlsruhe lösbarere Aufgaben.
Für die TG Wangen-Eisenharz turnten: Felix Kimmerle, Finn Ruchti, Hannes Müller, Moritz Mittmann, Elias Ruf, Manuel Drechsel, Pascal Schober, Nico Steinhauser, Julian von Kirn, Jakob Teiber.